Nachhaltigkeit, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit im Fokus – Logistikimmobilie auf ehemaligem Bergbaustandort
Sowohl Projektentwickler als auch Mieter setzten beim Neubau der Logistikimmobilie auf Nachhaltigkeit und zirkuläre Zukunft. Nach dem Cradle-to-Cradle Prinzip entstand auf einem ehemaligen Zechengelände ein innovatives und ressourcenschonendes Verteilerzentrum.
IM ÜBERBLICK
Mieter der Immobilie: Levi Strauss & Co.
Projektentwickler: Delta Development
Standort: Dorsten
Standort-Infrastruktur: Distributionszentrum auf ehemaligem Bergbaustandort (73.000 m2), Mietobjekt
MASSNAHMEN
- Gebäudepass: Dokumentation aller Baumaterialien
- Betonrecycling /-wiederverwendung, Aufbereitung von Materialien
- Verwendung schadstoffarmer Materialien
DAS UNTERNEHMEN
Delta Development steht für nachhaltige Immobilienprojektentwicklungen und realisiert Bauprojekte in den Niederlanden und in Deutschland. Seit 20 Jahren setzt das Unternehmen Projekte nach dem Cradle to Cradle (C2C) Prinzip um. Der neue Standort wurde gemeinsam mit dem Mieter Levi Strauss & Co., geplant und entwickelt.
MASSNAHMENBESCHREIBUNG
Die Entwicklung des ausgewählten Brownfieldstandorts setzte umfangreiche Erdarbeiten mit Bodenverbesserung und Entsorgung von Altlasten aus der vorherigen Nutzung sowie den Abbruch der Fundamente der ehemaligen Zeche Wulfen voraus.
Der neue Industriepark „Große Heide Wulfen“ ermöglichte im Gegenzug eine verkehrstechnisch günstige Lage und damit einen großen Standortvorteil für das Unternehmen Levis Strauss & Co. Das Distibutionszentrum in Dorsten ist der deutschlandweit erste Logistikstandort, der nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip gebaut wurde.
Die beim Bau verwendeten Baustoffe wurden in einem sogenannten „Gebäudepass“ dokumentiert und können weitestgehend wiederverwertet werden. Zusätzlich konnten Materialien des revitalisierten Brownfields aufbereitet und erneut verbaut werden, wie z. B. Teile der bestehenden Betonfundamente oder Industrielampen aus einem ehemaligen Wohn- und Einkaufszentrum. Schadstoffarme Materialien in den Innenräumen, Gemeinschafts- und Grünflächen mit einem Dachgarten sorgen zudem für eine gesunde Arbeitsumgebung.
LESSONS LEARNED
- Nachhaltige Partnerschaften: Die enge Zusammenarbeit zwischen Mieter, Projektbeteiligten und Projektentwickler erwies sich als entscheidend für den Erfolg des nachhaltigen Bauprojekts. Frühzeitig definierte gemeinsame Nachhaltigkeitsziele bildeten die Grundlage für eine partnerschaftliche Umsetzung. Durch regelmäßige Kommunikation und transparenten Austausch konnten Herausforderungen gemeinsam bewältigt und innovative Lösungen für nachhaltige Baupraktiken gefunden werden. Diese partnerschaftliche Herangehensweise förderte nicht nur die Umweltfreundlichkeit des Projekts, sondern schuf auch eine langfristige Grundlage für zukünftige nachhaltige Entwicklungen.
- Standortwahl und Brownfield-Nutzung: Die sorgfältige Auswahl eines Brownfield-Standorts erforderte umfangreiche Maßnahmen wie spezielle Erdarbeiten und Altlastenbewältigung. Die Erfahrung zeigte, dass eine gründliche Planung und die Nutzung bereits genutzter Flächen nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich rentabel sein können. Durch die frühzeitige Identifizierung möglicher Herausforderungen und die Implementierung nachhaltiger Lösungen konnte nicht nur die ökologische Bilanz verbessert, sondern auch die Gesamtkosten des Projekts langfristig optimiert werden. Die erfolgreiche Brownfield-Nutzung diente als Beispiel für andere Unternehmen, die nachhaltige Standortoptionen prüfen und dabei ökologische und wirtschaftliche Vorteile gleichermaßen berücksichtigen sollten.
- Cradle-to-Cradle-Prinzip: Die Anwendung des Cradle-to-Cradle-Prinzips in Bauprojekten ist innovativ und zeigt, wie ressourcenschonende Maßnahmen Umweltauswirkungen minimieren können. Diese nachhaltige Praxis erfordert jedoch eine Umgestaltung herkömmlicher Produktionsprozesse und enge Kooperationen mit Lieferanten. Die Herausforderungen liegen in der Anpassung der gesamten Wertschöpfungskette und der Suche nach umweltfreundlichen Materialalternativen. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten bietet die Implementierung des Prinzips wertvolle Lernmöglichkeiten für andere Unternehmen. Letztendlich kann die konsequente Umsetzung zu einer dauerhaften Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks in der Bauindustrie führen
ÖKOLOGISCHE, SOZIALE UND ÖKONOMISCHE VORTEILE
- Ökologisch: Die Nutzung von Brownfield reduziert den Bedarf an neuen Flächen und minimiert die Umweltauswirkungen von Bauprojekten. Die Anwendung des Cradle-to-Cradle-Prinzips fördert die Ressourceneffizienz und minimiert Abfall.
- Sozial: Die Schaffung von Arbeitsplätzen in einer gesunden Arbeitsumgebung durch schadstoffarme Materialien und Grünflächen steht für soziales Engagement. Dies kann zu einer höheren Mitarbeiterzufriedenheit und -produktivität führen.
- Ökonomisch: Die sorgfältige Auswahl des Standorts und die Nutzung von wiederverwertbaren Materialien können langfristig Kosteneinsparungen ermöglichen. Zudem können nachhaltige Praktiken das Image von Unternehmen stärken und zu langfristigem wirtschaftlichem Erfolg beitragen.
REIBUNGSLOSE UMSETZUNG
- Frühzeitige Planung und Partnerschaft: Umfassende Vorplanung und Zusammenarbeit mit Partnern, um gemeinsame Nachhaltigkeitsziele zu setzen.
2. Umfassende Standortbewertung: Durchführung einer gründlichen Bewertung des Standorts vor Baubeginn, um mögliche Herausforderungen zu identifizieren und effizient zu bewältigen. - Transparente Dokumentation: Nutzung von Instrumenten wie dem "Gebäudepass", um Baustoffe zu dokumentieren und ihre Wiederverwendbarkeit sicherzustellen.
- Stakeholder-Einbindung: Einbezug aller relevanten Stakeholder, einschließlich der Gemeinschaft vor Ort, um Akzeptanz und Unterstützung zu gewinnen.
Insgesamt zeigen die Erfahrungen des Praxisbeispiels, dass nachhaltige Entscheidungen in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht positive Effekte haben können und dass eine enge Zusammenarbeit und frühzeitige Planung entscheidend für den Erfolg sind.
„Logistikimmobilien müssen mehr sein als nur große graue Boxen – wir setzen neben der Wirtschaftlichkeit auf Nachhaltigkeit und Gesundheit der Nutzer*innen.“
Julian von Hodenberg | Projektleiter
Foto: ©Delta Development